Meldebestand
Eine wichtige Kenngröße bei der Lagerverwaltung ist der Meldebestand, den man auch als Reorder-Point (ROP) oder Bestellpunkt kennt. Wird der Meldebestand erreicht, so muss ein Unternehmen eine Bestellung beim Lieferanten auslösen, um eine Unterdeckung zu vermeiden. Da es sich hierbei also vor allem um eine Frage der Lagerung von Produkten etc. handelt, stellt sich die Frage, wann neue Bestellungen aufgegeben werden müssen und wie viel vom jeweiligen Produkt auf einmal bestellt werden soll.
Die Antworten auf diese Fragen können unterschiedlich ausfallen, da hierfür zwei verschiedene Konzepte der Bestandsverwaltung, einerseits die deterministische und andererseits die wahrscheinlichkeitsbasierte Bestandsverwaltung, angewandt werden können. Je nach Konzept ist der Umgang mit dem Meldebestand ein anderer.
Die deterministische Bestandsverwaltung
Für die deterministische Bestandsverwaltung wird angenommen, dass die Nachfrage eines Produkts bekannt ist. Da es zudem konstante und vorhersehbare Verbrauchsmengen gibt, kann man den entsprechenden Bedarf genau abschätzen. Man kennt aus den gängigen Methoden der Bestandsführung zum Beispiel das Wilson-Modell, welches von einer konstanten Nachfrage und volumenabhängigen Festpreisen ausgeht. Somit kann der Ganzjahresbedarf deterministisch ermittelt werden.
In der Praxis hat die deterministische Bestandsverwaltung zwar planbare Vorteile, doch gibt es auch diverse Nachteile. Das größte Problem dabei besteht in der Annahme, dass die gesamte Nachfrage konstant und vorhersehbar ist. Da es aber zu dynamischen Veränderungen, je nach saisonalen Trends oder vollkommen neuen Markttrends kommen kann, ist die deterministische Bestandsverwaltung gegenüber der wahrscheinlichkeitsbasierten gelähmter. Die Komplexität des Alltags wird so nicht immer verlässlich abgebildet.
Die wahrscheinlichkeitsbasierte Bestandsverwaltung
Anders als bei der deterministischen Bestandsverwaltung geht man bei der wahrscheinlichkeitsbasierten Bestandsverwaltung nicht von konstanten Werten bei Nachfrage etc. aus. Stattdessen wird ein genereller Bedarf definiert, den man mithilfe von Berechnungen und Vorhersagen auf Wahrscheinlichkeiten stützt. Dadurch ist dieses System bedeutend variabler, weil es auf Änderungen saisonaler und trendbasierender Strukturen deutlich flexibler reagieren kann.
Allerdings muss für diese Art der Bestandsverwaltung eine deutlich komplexere Vorüberlegung stattfinden, da die Prognoseverfahren ganz anders ablaufen. Zwar hilft einem Unternehmen dabei spezielle Software, doch muss diese erst in dem Unternehmen implementiert werden.
Egal mit welcher Bestandsverwaltung man rechnet, wirken sich beide Nachfrageprognosen auf die Berechnung des Meldebestands aus.
Wie berechnet man den Meldebestand?
Um einen Meldebestand berechnen zu können, sind verschiedene Informationen notwendig. Deshalb muss man den jeweiligen Tagesverbrauch einer Ware wie auch deren Mindestbestand kennen. Ebenso muss bekannt sein, wie die Lieferzeit der Ware nach einer Bestellung gestaltet ist. Ziel der Berechnung ist es dabei, das Verhältnis der Kosten bei Kauf der Waren und dem Risiko einer Warenunterdeckung auszubalancieren. Für gewöhnlich kann der Meldebestand entweder in einer bestimmten Zeitperiode, zum Beispiel einmal pro Woche, berechnet werden oder aber als eine kontinuierliche Betrachtung genutzt werden.
Rechenbeispiel für die Berechnung des Meldebestands
Geht man davon aus, dass der Mindestbestand einer Ware 25 Stück beträgt und hiervon 10 Stück am Tag verkauft/ausgelagert werden und eine Nachbestellung der Ware 3 Tage benötigt, so ergibt sich folgende Rechnung:
X = Mindestbestand + (Anzahl verkaufter/ausgelagerter Ware pro Tag x Zeitdauer der Nachbestellung)
X = 25 + (10 x 3) = 55
Der Meldebestand beträgt also 55 Stück der genannten Ware.